Entwicklung und Aktualität

Hans-Heinrich Lieb

Integrative Sprachwissenschaft: Entwicklung und Aktualität

(1964 – 2018)

© 2018 Hans-Heinrich Lieb


1.  Erster Entwicklungsabschnitt (1964 bis 1970)

Ursprünge und frühe Arbeiten


1.1  Themen

Die Integrative Sprachwissenschaft (Integrational Linguistics, IL) ist ein sprachwissenschaftlicher Ansatz, der aus Arbeiten von Hans-Heinrich Lieb – seit 1964 – hervorgegangen ist. Der Name "Integrational Linguistics" ist für diesen Ansatz in Veröffentlichungen seit 1977 in Gebrauch (Lieb 1977e), offenbar früher als derselbe Ausdruck als Name für einen ganz anderen Ansatz, der auf Roy Harris zurückgeht.

Die Integrative Sprachwissenschaft war nicht-generativ von Anfang an und befand sich damit jahrzehntelang außerhalb der sprachwissenschaftlichen Hauptströmung.

Der vorliegende Abriß kennzeichnet die Entwicklung der Integrativen Sprachwissenschaft, ohne dabei einen Überblick über alle Arbeiten – oder auch nur die wichtigsten Arbeiten – zu geben, die im Rahmen dieses Ansatzes oder unter seinem Einfluß entstanden sind;  ebensowenig will der Abriß dem Gesamtwerk einzelner Autoren gerecht werden. Der Umfang des Abrisses soll sich in vernünftigen Grenzen halten; deshalb bleibt insbesondere der von Peter Eisenberg und seinen Schülern repräsentierte Zweig der Integrativen Sprachwissenschaft weitgehend außer Betracht, trotz seiner Bedeutung vor allem für Untersuchungen zur Phonologie und Morphologie und zu geschriebener Sprache. Auf Arbeiten von Lieb liegt besonderes Gewicht, weil er der Urheber des Ansatzes ist.

Liebs Arbeit an dem Ansatz begann nach Abschluß seiner Doktorarbeit zum Begriff der Metapher, die noch nicht in den Ansatz gehört (Lieb 1964), und erreichte ihren ersten Höhepunkt mit Lieb (1970c). Die Arbeit galt der Entwicklung eines Teils einer allgemeinen Sprachtheorie, eines Teils, dessen Schwerpunkt die sprachinterne Variabilität ist, insbesondere die Variabilität in der Zeit. Die Theorie in Lieb (1970c) expliziert Synchronie-Diachronie-Konzeptionen, wobei die Sprachtheorie und ihre Teile in eine Kommunikationstheorie eingebettet werden; um für die konzeptuelle Analyse maximale Präzision sicherzustellen, wird die axiomatische Methode angewendet. Sowohl die Sprachtheorie als auch die Kommunikationstheorie sind als empirische Theorien konzipiert, und die Kommunikationstheorie, obwohl unvollständig, ist weit über die Sprachwissenschaft hinaus anwendbar (ein Grund hierfür ist Liebs lebenslanges Interesse an einer allgemeinen Literaturtheorie, das sich bereits während seiner ursprünglichen Ausbildung in Philosophie und als Philologe – mit einem literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt – entwickelte).

Die nicht-zeitlichen Dimensionen der Sprachvariabilität wurden erst später systematisch einbezogen, in Lieb (1993g), in gewisser Weise eine Vervollständigung der früheren Arbeit.

Zusammengefaßt: In diesem Entwicklungsabschnitt wurde schwerpunktmäßig die Sprachvariabilität behandelt; dies erfolgte im Rahmen einer Kommunikationstheorie; zur Anwendung kam die axiomatische Methode; und der empirische Charakter der Sprachwissenschaft wurde nachdrücklich betont – all dies machte Liebs Arbeiten unvereinbar mit der seinerzeitigen generativen Hauptströmung in der Sprachwissenschaft, in der unter anderem sprachliche Variabilität programmatisch vernachlässigt wurde.

Für Lieb war eine solche Vernachlässigung inakzeptabel, allein schon wegen seiner Ausbildung als Philologe und später als Strukturalist, der nach Abschluss seiner Promotion bei Hans-Jakob Seiler arbeitete, zunächst schwerpunktmäßig zu Fragen, die den wissenschaftstheoretischen Status der Sprachwissenschaft betrafen, mit kritischer Würdigung von Chomskys frühen Arbeiten (Lieb 1968a, auch Lieb 1967b, 1970b). Die Hauptarbeit galt der Entwicklung eines eigenen sprachwissenschaftlichen Rahmens für die Erfassung von Sprachvariabilität.


1.2  Aktualität

Die Arbeiten während des Ersten Entwicklungsabschnitts haben bis heute nichts von ihrer Wichtigkeit für die Integrative Sprachwissenschaft verloren. Ihre Bedeutung geht jedoch darüber hinaus, und zwar wenigstens in den folgenden Punkten:

i. Lieb (1970c) umreißt einen Teil einer allgemeinen Sprachtheorie in kommunikativem Rahmen und liefert damit ein frühes Beispiel für einen Realismus-Ansatz in der Sprachwissenschaft: Die Arbeit stellt eine spezielle Form von sprachwissenschaftlichem Realismus dar, wie er gegenwärtig wieder in dem Essayband Brehme & Neef (2018) vertreten wird. Insbesondere enthält Lieb (1970c: Kap. 10 und 11) eine detaillierte Argumentation für eine umfassende Konzeption natürlicher Sprachen, deren Grundlage Kommunikation ist, die dabei aber auch den physiologischen und neurologischen Aspekten natürlicher Sprachen Rechnung trägt, ohne die Gegenstände der Sprachwissenschaft mit relevanten Gehirnmechanismen zu identifizieren. Angesichts jüngster Fortschritte bei der Identifikation solcher Mechanismen hat diese Argumentation an Gewicht noch gewonnen.
ii. Lieb (1967b) ist ein früher Versuch, Teile von generativ-transformationellen Grammatiken realistisch – im Sinne des sprachwissenschaftlichen Realismus – zu interpretieren. Trotz seiner Kürze wird dieser Aufsatz gegenwärtig stark beachtet (mehr als nach seiner Erstveröffentlichung), wie aus häufigen Anfragen auf Research Gate hervorgeht. In anderem Zusammenhang lässt sich eine Verwandtschaft feststellen zwischen Konzeptionen von ‚gewichteten Beschränkungen‘ (weighted constraints) in ‚deklarativen‘ Grammatiken wie HPSG-Grammatiken einerseits und andererseits Vorschlägen in Lieb (1970b) für die Behandlung sprachlicher Abweichung, die für solche Konzeptionen durchaus nützlich sein könnten.
iii. Mit der möglichen Ausnahme von Arbeiten in der Computerlinguistik stellt Lieb (1970c) weiterhin die umfangreichste Anwendung der axiomatischen Methode dar, die in der Sprachwissenschaft existiert: eine Anwendung, die – mit nicht-trivialen Beweisen – den konzeptuellen Kern einer allgemeinen Sprachtheorie teilweise zu klären sucht, wobei alternative Lösungen für konzeptuelle Probleme ausdrücklich diskutiert und bewertet werden. (Das Buch ist das Ergebnis von etwa zehntausend Stunden Arbeit über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Beweise könnten nunmehr überprüft werden mit Hilfe von Computerprogrammen, wie sie seinerzeit noch nicht zur Verfügung standen.)
iv. Der Schlüsselbegriff „Verständigungskomplex“ („communication complex“), wie er in Lieb (1970c) definiert wird, ist anwendbar auf natürliche Sprachen – verstanden als historische Sprachen – und ihre Ausprägungen (Varietäten): ist anwendbar grundsätzlich auf beliebige Mengen von ‚Verständigungsmitteln‘, insbesondere Mengen von Idiolekten, und gestattet es, Gruppen von Sprachen oder Sprachausprägungen als Verständigungskomplexe oder auch als Mengen solcher Komplexe zu kennzeichnen. Der Terminus „sprachlicher Verständigungskomplex“ bzw. „linguistic communication complex“ kann deshalb das aktuelle „languoid“ ersetzen, ohne dessen Vagheit zu teilen.
v. Die Sprachtheorie, deren Kern in Lieb (1970c) teilweise entwickelt wird, ist in radikaler Weise sprecher- und gebrauchsorientiert: Sprachliche Veränderungen werden bezogen auf Veränderungen bei einzelnen Sprechern und auf ihre sprachlichen Aktivitäten, wobei – in der Theorie – sämtliche in Frage kommenden Sprecher und Aktivitäten einbezogen werden. Für eine direkte Anwendung der Theorie müssen deshalb sehr große Datenmengen zur Verfügung stehen, eine kaum erfüllbare Bedingung zu der Zeit, als die Theorie entwickelt wurde. Seitdem hat sich die Lage dramatisch verändert; über das Internet oder in Form riesiger Sprachcorpora ist nunmehr eine nahezu grenzenlose Fülle sprachlicher Daten direkt oder indirekt verfügbar. Dies dürfte nun, anders als zur Entwicklungstzeit der Theorie, ihre sinnvolle Verwendung in der aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschung ermöglichen, ja selbst außerhalb der Sprachwissenschaft.

Allerdings läßt Lieb (1970c) eine wichtige Lücke offen: Sprachliche Variabilität wurde noch nicht im Hinblick auf die einzelnen Komponenten eines Sprachsystems behandelt; erst zu einem späteren Zeitpunkt sollten Sprachsysteme in die Betrachtung einbezogen werden. Dieser Schritt erfolte im Zweiten Entwicklungsabschnitt der Integrativen Sprachwissenschaft.


2.  Zweiter Entwicklungsabschnitt (1971 bis 1983)

Theorie axiomatischer Grammatiken, Sprachsystemtheorie, Arbeiten zum Deutschen


2.1  Organisation und Themen

Nach seiner Berufung im Jahre 1971 als Ordentlicher Professor für Allgemeine und Deutsche Sprachwissenschaft (formal für Deutsche Philologie) an der Freien Universität Berlin begann Lieb damit, die Lücken in seiner bisherigen Forschung zu schließen.

Die wissenschaftstheoretische Stellung von Universalienforschung – eng verbunden mit der Entwicklung einer allgemeinen Sprachtheorie – wurde weiter geklärt (Lieb 1975c, 1978c).

Zur Erfassung des Systemaspekts von Sprachen untersuchte Lieb die Beschreibung dieses Aspekts in formalen Grammatiken und entwickelte in einem ersten größeren Schritt eine Theorie axiomatischer Grammatiken, nach der eine Grammatik auf einer allgemeinen Sprachtheorie beruht; die Theorie wurde in zwei Aufsätzen von Buchlänge veröffentlicht (Lieb 1974a und Lieb 1976c). Diese Grammatiktheorie stand in vollem Gegensatz zu den Grammatikkonzeptionen der Generativen Grammatik, dem sprachwissenschaftlichen Ansatz, der sich auf den meisten Gebieten der Sprachwissenschaft rasch zur Hauptströmung entwickelte. Weiterhin stellte Lieb, wiederum im Widerspruch zur generativen Hauptströmung, die Sprachwissenschaft in ein Netz miteinander verwandter Wissenschaften, wobei die Sprachwissenschaft weder reduktiv als Zweig der Psychologie oder der Biologie aufgefaßt wird; allein die Semiotik, recht verstanden, gilt als letzte Elternwissenschaft.  

Sehr bald zeigte sich bei der Arbeit an der Grammatiktheorie, daß die Sprachtheorie in ihrem Sprachsystemteil am besten unabhängig zu entwickeln war, nicht in dienender Funktion für die Grammatiktheorie.  

Insbesondere erwies es sich als notwendig, eine allgemeine Morphosyntax zu entwickeln, und zwar als Teil einer Theorie sprachlicher Systeme, die auf einer Theorie der Sprachvariabilität aufbaut.      

Bald nach seiner Arbeitsaufnahme an der Freien Universität Berlin organisierte Lieb deshalb eine Forschergruppe, bestehend aus Kollegen, Assistenten und fortgeschrittenen Studenten, mit dem Zweck, die Morphosyntax des Deutschen im Hinblick auf ihre sprachspezifischen sowie ihre allgemeinsprachlichen Eigenschaften zu untersuchen; die Gruppe war aktiv bis 1982 (zu einigen der Mitglieder s.u. § 2.2).

Gleichzeitig mit der Arbeit der Gruppe und mit seiner eigenen Arbeit zur Morphosyntax begann Lieb mit der Entwicklung eines konzeptuellen Rahmens für die lexikalische und die Satzsemantik: In diesem Rahmen sollten sich drei Haupttraditionen der Semantik verbinden, Realismus, Konzeptualismus und Bedeutung als Gebrauch (einschließlich Sprechakttheorie), die ersten beiden als grundlegend für die lexikalische Semantik, die dritte für die Satzsemantik. Dabei sollten semantische Beschreibungen den Anforderungen an formale Theorien genügen.

Dieser Ansatz erwies sich als querstehend zu den Hauptentwicklungslinien auf dem Gebiet der Semantik. Einerseits waren formale Arbeiten in der Semantik – eine Zeitlang im Anschluß an Montague – vollständig realistisch, unter Ausschluß der konzeptualistischen Tradition, mit einem Versuch, ‚pragmatischen‘ Faktoren wie Sprecherreferenz mit realistischen Mitteln Rechnung zu tragen. Andererseits richtete sich Kritik an dieser Entwicklung typischerweise gegen formale Semantik überhaupt.

Während des Zweiten Entwicklungsabschnitts war bei Lieb ein weiteres Haupt-Forschungsthema die Satzintonation: Entwicklung einer Konzeption zu ihrer Erfassung, sowohl formal als auch unter semantisch-pragmatischem Gesichtspunkt. Zur anfänglichen Orientierung diente dabei eine großangelegte, nicht vollständig durchgeführte Untersuchung der deutschen Satzintonation, deren umfangreiche Ergebnisse bisher nicht veröffentlicht wurden, deren Publikation aber – trotz zwischenzeitlicher Entwicklungen – immer noch relevant sein dürfte. Die Konzeption, die sich in mancher Hinsicht mit den bekannten, gleichzeitig entstandenen Arbeiten von Pierrehumbert berührt, wurde anschließend in Lieb (1983a) angewandt und in Lieb (1983b) integriert.       


2.2  Aktualität

Während des Zweiten Entwicklungsabschnitts entstand eine große Anzahl von Publikationen verschiedener Autoren (vgl. die Gesamtbibliographie, die Teil der Homepage ist). Als die bedeutsamsten erwiesen sich Lieb (1983b) und Eisenberg (1986). (Man vergleiche aber auch  Lutzeier 1981, den Ausgangspunkt für die späteren lexikologischen Arbeiten dieses Autors; diese führten aus dem IL-Rahmen schließlich heraus.)

Das umfangreiche Werk Lieb (1983b), eine Monographie von mehr als 500 Seiten, umreißt den konzeptuellen Kern einer Theorie der sprachlichen Systeme (kurz: Sprachsystemtheorie). Dabei werden abgedeckt: Morphologie, Syntax (mit einer Kombination aus Item-and-Arrangement und Wort-und-Paradigma), Lexikalische Semantik und Satzsemantik. Die Theorie trägt indirekt auch Hauptgebieten der Pragmatik in einem traditionellen Sinne Rechnung: Erstens verwendet sie eine ‚pragmatische‘ Konzeption von Satzbedeutung, zweitens bezieht sie sprachliche Systeme direkt auf Sprecher und Äußerungen, und drittens erfaßt sie interne und externe sprachliche Variabilität, indem sie Idiolekte und ihre Systeme als allgemeinen Ausgangspunkt für sprachliche Systeme wählt.  Nur zwei traditionelle Gebiete der Sprachwissenschaft sind in dem Buch weitgehend unerfaßt, wenn auch grundsätzlich berücksichtigt: segmentale Phonologie und Wortbildung.

Als zweites Hauptthema wird in Lieb (1983b) die Konzeption axiomatischer Grammatiken weiterentwickelt und zugänglicher dargestellt als in Lieb (1974a) und (1976c).     

Lieb (1983b) hat sich als grundlegend erwiesen für den Großteil aller späteren Arbeiten im Rahmen der Integrativen Sprachwissenschaft. Trotz Weiterentwicklungen ist dieses Werk nur in Teilen überholt – auch außerhalb der IL, wie sich zeigen ließe.       

Eisenbergs Grundriß der deutschen Grammatik, in einem Band 1986 erschienen, später mehrmals in zwei Bänden und stark erweitert (Der Satz und Das Wort; 4. Aufl. 2013), entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten und weitestverbreiteten Grammatiken des modernen Deutsch. Eisenberg war Mitglied der von Lieb gegründeten Forschungsgruppe und verwendete zunächst den theoretischen Rahmen, der während des Zweiten Entwicklungsabschnitts in der Integrativen Sprachwissenschaft entwickelt wurde; in späteren Auflagen hat er ihn dann verschiedentlich modifiziert.

In der Folge blieben die Arbeiten von Eisenberg und seinen Schülern zwar grundsätzlich integrativ, entfernten sich jedoch stärker von der IL-Version, die Lieb nach und nach weiter ausarbeitete.


3.  Dritter Entwicklungsabschnitt (1984 bis 1991)

Fortführung. ‘Neuer Strukturalismus’ (‘New Structuralism’)


3.1  Organisation und Themen

Die Arbeiten während des Dritten Entwicklungsabschnitts – zum Teil erst 1992 und 1993 veröffentlicht – waren thematisch vielfältiger als die Arbeiten in den ersten beiden Abschnitten, aber einige Schlüsselthemen treten dennoch hervor.

Lieb konzentrierte sich auf die Aufgabe, die Integrative Sprachwissenschaft einzuordnen in die Sprachwissenschaft als ganze. Dabei stellte er sich entschieden gegen die seinerzeitige generative Hauptströmung mit einer ins einzelne gehenden Analyse, welche die  Grundlagen der Hauptströmung in Frage stellte, und argumentierte für einen ‚Neuen Strukturalismus‘ („neu“ im Sinne von „stark revidiert“) als Alternative (Lieb 1987, auf Deutsch). Prominente Sprachwissenschaftler waren interessiert und veröffentlichten schließlich Beiträge zu einem Sammelband (englisch), der die Alternative entwickelte (Lieb 1992g) und auch einen auf Lieb (1987) fußenden Essay enthielt (Lieb 1992f).

Einen zweiten Hauptgegenstand der Arbeit von Lieb bildete die Organisation einer kleinen Forschergruppe, an der er selber wesentlich mitwirkte, zur empirischen Erforschung von Satzintonation; der theoretische Rahmen, den Lieb entwickelt hatte, bildete den Hintergrund, und die seinerzeit verfügbaren – noch schwerfälligen – Computermittel kamen zum Einsatz (Ergebnisse in Lieb 1988c).

Ein drittes Hauptthema der Arbeit von Lieb war die Weiterentwicklung der Sprachsystemtheorie in ihrem morphosyntaktischen Teil: Lieb (1992d) enthält die erste (eigenständige) Formalisierung des Wort-und-Paradigma-Modells nach Matthews; und Lieb (1993a) bringt eine Zusammenfassung und teilweise Formalisierung der Integrativen Syntax auf dem seinerzeit erreichten Stand.

Ebenso wurden in diesem Entwicklungsabschnitt wichtige Arbeiten in der Semantik fertiggestellt. Der semantische Teil der Integrativen Sprachsystemtheorie wurde in Lieb (1992c) zusammengefaßt; zwei Bücher erschienen zu Hauptthemen: Indexikalität (Richter 1988) und Semantik der Nominalgruppe und Ereignissemantik (Moltmann 1992).

Zu anderen Arbeiten während des Dritten Entwicklungsabschnitts vergleiche man die Gesamtbibliographie auf der vorliegenden Homepage (zu Eisenberg 1986 siehe oben, § 2.2).


3.2  Aktualität

Im Rückblick erweist sich der ‚Neue Strukturalismus‘ als eine von wenigstens vier Entwicklungen in der Sprachwissenschaft, die sich seither gegen den generativen Hauptstrom mit seinen Nebenflüssen und Bächen gerichtet haben; die anderen drei sind der ‚sprachwissenschaftliche Realismus‘, zunächst vorgeschlagen und vertreten von Katz, die Konstruktionsgrammatik, eingeführt hauptsächlich durch Fillmore (seinerseits eine Wiederaufnahme des Strukturalismus in der Sprachwissenschaft), und in der Computerlinguistik und darüber hinaus eine Richtungsänderung, weg von generativ-aufzählenden Grammatiken, hin zu ‚deklarativen‘ Beschränkungsgrammatiken. Die letzten beiden Entwicklungen erwiesen sich als weit erfolgreicher als der ‚Neue Strukturalismus‘ und der ‚Realismus‘, aus Gründen, die hier unerörtert bleiben mögen. Jedoch kann nunmehr der ‚Modifizierte Realismus‘, wie ihn Lieb charakterisiert,  als ein Ansatz gelten, in dem ‚Neuer Strukturalismus‘ und ‚Realismus‘ in gewisser Weise verschmelzen, und es läßt sich  sehr wohl argumentieren (vgl. Lieb 2018), daß der Modifizierte Realismus die Vorzüge konstruktionsgrammatischer Ansätze und deklarativer Beschränkungsgrammatiken miteinander verbindet ohne die jeweiligen Nachteile. Damit ist der Modifizierte Realismus aktuell für die gegenwärtige Sprachwissenschaft.

Die Ergebnisse der Intonationsforschungen müssen neu eingeschätzt werden. Sie sind anders orientiert als rein physikalische Ansätze: (i) Priorität haben auditive Eigenschaften des Sprachsignals, (ii) diese werden werden unter Rückgriff auf artikulatorische Eigenschaften gekennzeichnet, (iii) sie werden mit akustischen Eigenschaften korreliert. Ferner werden – anders als in der Autosegmentalen Phonologie – Tonhöhenverläufe stückweise auf einzelne Silben bezogen. In diesem Rahmen wurden dann Methoden der phonetischen Feinanalyse entwickelt.

Die Arbeiten zur Morphosyntax sind für die Integrative Sprachwissenschaft lange grundlegend geblieben; erst in jüngster Zeit werden allmählich Modifikationen erwogen. Jedoch haben Lieb und Nolda in ihren jüngeren Arbeiten größere Änderungen bei der Behandlung von Morphologie und Wortbildung vorgenommen (s.u. § 5.1.3, Zu (iii)). Diese Änderungen berühren auch das klassische integrative Wort-und-Paradigma-Modell, das im übrigen durch die inzwischen vorgelegten Modelle von Stump und Blevins keineswegs überholt ist.

Die semantische Theorie, die in Lieb (1983b) entwickelt und durch die Arbeiten zur Semantik im Dritten Entwicklungsabschnitt weitergeführt wurde, hat aus mehreren Gründen an Relevanz noch gewonnen: Die Hauptströmung in der formalen Semantik, ‚(semantischer) Realismus‘, schwächt sich ab und läßt damit Raum für formale Theorien eines umfassenderen Typs; die Tradition des ‚Konzeptualismus‘ in der Semantik erhält neues Gewicht durch indirekt relevante Ergebnisse, die mittels bildgebender Verfahren für das Gehirn oder durch Nervenstimulation gewonnen werden; bei ‚Bedeutung-als-Gebrauch‘ wird eine bestimmte Richtung wieder zunehmend interessant in Form der ‚distributionellen Semantik‘; und in der ‚gebrauchsbasierten Linguistik‘ rücken Äußerungsbedeutungen in den Mittelpunkt zusätzlich zu Satzbedeutungen. Was jedoch fehlt, ist ein integrierender Ansatz, und hierfür bietet sich die Integrative Semantik an.


4.  Vierter Entwicklungsabschnitt (1992 – 2003)

Ausarbeitung der Sprachsystemtheorie, Weiterentwicklung und Anwendungen des Ansatzes


4.1  Organisation und Themen 

4.1.1  Das Berliner Forschungskolloquium Integrative Sprachwissenschaft

Ende 1991 traf Lieb eine Organisationsentscheidung, die sich als die wichtigste für den Vierten Entwicklungsabschnitt erwies: Er bildete wiederum eine Forschergruppe, unter dem Namen Berliner Forschungskolloquium Integrative Sprachwissenschaft. Die Gruppe traf sich einmal wöchentlich im Semester. Sie war elf Jahre lang tätig, vom Wintersemester 1991/92 bis zum Sommersemester 2003, bis zur Emeritierung von Lieb. In dieser Zeit widmete Lieb seine wissenschaftliche Arbeit ganz überwiegend seinen Beiträgen zu dem Kolloquium, unter bewußtem Verzicht auf die Veröffentlichung von Zeitschriftenaufsätzen.

Ziel der Forschergruppe war die Weiterentwicklung der Integrativen Sprachsystemtheorie (Theorie sprachlicher Systeme – Integrational Theory of Linguistic Systems, ITLS) als Teil einer allgemeinen Sprachtheorie, mit dem Arbeitsschwerpunkt Syntax und Semantik; gegen Ende der Forschungstätigkeit wurden auch Fragen der sprachwissenschaftlichen Methodologie einbezogen. Jede Sitzung wurde in bestimmter Weise protokolliert, bereits im Hinblick auf eine spätere Publikation.

Die Sitzungsprotokolle sind nunmehr (2017) in ihrer Gesamtheit online veröffentlicht worden, als Reihe in zweiundzwanzig Teilen im Umfang von nahezu zweitausend Seiten, auf Deutsch, aber mit detaillierten Herausgebertexten auf Englisch einschließlich Zusammenfassungen: „Linguistic research in progress“ (Lieb ed. 2017).

Die Themen, die in einem oder in mehreren Semestern jeweils behandelt wurden, ergeben sich aus der folgenden Liste von Links:

I. Linguistic research in progress (Part I) – Acknowledgements. Editor’s introduction
II. Noun Group problems I – Probleme der Nominalgruppe I
III. Noun Group Problems II – Probleme der Nominalgruppe II
IV. Noun Group Problems III – Probleme der Nominalgruppe III
V. The semantics of German nominal expressions – Semantik der deutschen Nominale
VI. Relative clauses I – Relativsätze I
VII. Relative clauses II – Relativsätze II
VIII. Valence and Government I – Valenz und Rektion I
IX. Valence and Government II – Valenz und Rektion II
X. Agreement I – Kongruenz I
XI. Agreement II / Ellipsis I – Kongruenz II / Ellipse I
XII. Ellipsis in coordination (Ellipsis II) – Ellipse bei Koordination (Ellipse II)
XIII. Speech acts: the Integrational account I – Der Sprechaktaspekt der Integrativen Sprachtheorie I
XIV. Speech acts, integrational II: sentence types and sentences – Der Sprechaktaspekt II: Satzarten und Sätze
XV. Speech acts, integrational III – sentence types, directive part, and speech act types. Der Sprechaktaspekt III – Satzarten, Bedeutungsrichtung und Sprechakttypen
XVI. Integrational Morphology – basic problems I. Grundprobleme der Integrativen Morphologie I
XVII. Integrational Morphology – basic problems II. Grundprobleme der Integrativen Morphologie II
XVIII. Integrational Morphology – basic problems III. Grundprobleme der Integrativen Morphologie III
XIX. Syntactic methodology – an Integrational account I. Integrative Methodologie mit besonderem Bezug auf die Syntax I
XX. Syntactic methodology – an Integrational account II. Integrative Methodologie mit besonderem Bezug auf die Syntax II
XXI. Linguistic research in progress (Part XXI) – Tables of Contents and Subjects. Inhalts- und Themenverzeichnisse
XXII. Linguistic research in progress (Part XXII) – Comprehensive Index of Terms. Stichwort-Gesamtverzeichnis

4.1.2  Andere Arbeiten (1): Vervollständigung des Integrativen Ansatzes

Zusätzlich zu der Arbeit im Kolloquium wurde die Integrative Sprachtheorie weiterentwickelt durch Arbeiten, meist in Buchform, verschiedener Autoren, insbesondere:

  1. Falkenberg (1996a) nimmt, bei einigen Abweichungen, die Integrative Theorie von Grammatiken als axiomatischen Theorien wieder auf. 
  1. Lieb (1993g) vervollständigt die Theorie der Sprachvariabilität (s.o. § 1).
  1. Lieb (1998b) füllt eine in der Sprachsystemtheorie verbliebene Lücke und ergänzt diese durch Entwicklung eines phonologischen Teils, mit Deutsch als Ausgangspunkt; Lieb (1999) fügt eine genaue Behandlung von Wortakzent hinzu, bei einer klassischen Konzeption von Tonhöhenakzent.
  1. Budde (2000a) enthält eine sorgfältig ausgearbeitete allgemeine Theorie lexikalischer Kategorien, insbesondere der Wortarten, als Teil der Integrativen Sprachsystemtheorie.
  1. Lieb verfaßte mehrere Grundsatzartikel zum Thema Valenz und zum Thema Koordination. (Vgl. die Gesamtbibliographie auf der vorliegenden Homepage.) 

4.1.3  Andere Arbeiten (2): Anwendungen und Erweiterungen des Integrativen Ansatzes

Im Folgenden sind nur größere Arbeiten aufgeführt, einige nach 2003 veröffentlicht:

  1. Eisenberg (1998/1999) ist die erste zweibändige, völlig überarbeitete Ausgabe des einbändigen Grundriß der deutschen Grammatik; sie weicht teilweise ab von Liebs Version der Integrativen Sprachwissenschaft. (Vgl. oben § 2.2.)
  1.  Eschenlohr (1999) und Schwaika (2002) wenden einen IL-Ansatz an auf die deutsche Wortbildung bzw. Wortfelder im Deutschen.
  1. Sackmann (2000) und (2004) untersucht die Syntax und die Semantik der Nominalgruppe im Chinesischen (Mandarin) und verwendet dabei einen Wort-und-Paradigma-Ansatz auch für diese Sprache.
  1. Drude (2004) wendet den Ansatz auf das Guaraní an und dehnt ihn dabei auf die Lexikographie aus, wobei der Schwerpunkt auf der Semantik der lexikographischen Terminologie liegt.
  1. Peters (1997) geht von Liebs psychologischem, semantikfundierendem Theorierahmen aus und erweitert ihn außerhalb der Semantik in einer umfangreichen korpusbasierten Untersuchung der Lautproduktion in den vor- und frühsprachlichen Stadien des Spracherwerbs.

4.1.4  Verwandte Arbeiten (1): Sprachdokumentation

Von 2000 bis 2005 wurde eine weitere von Lieb geleitete Forschergruppe mit Drude als Hauptforscher von der Volkswagenstiftung im Rahmen ihres DoBeS-Programms finanziert, eines bekannten großangelegten Programms zur Dokumentation bedrohter Sprachen, das erst kürzlich ausgelaufen ist. Ziel der Forschergruppe war die Dokumentation des Awetí, einer indigenen südamerikanischen Sprache der Tupí-Familie: Drude et al. (2006). Die Dokumentation war u.a. als Vorstufe gedacht für eine IL-Analyse dieser Sprache, deren Anfänge in mehreren Aufsätzen von Drude vorliegen (man vergleiche die Gesamtbibliographie der Homepage). Im Rahmen dieser Forschergruppe entwarfen Lieb und Drude unter anderem ein IL-inspiriertes Dokumentationsformat, ‘Advanced Glossing’: Lieb/Drude (2000).

4.1.5  Verwandte Arbeiten (2): Glossierungssysteme für Baum-Datenbanken

Im Jahre 2003 legte eine Gruppe von Wissenschaftlern, zu denen Peter Eisenberg gehörte, das   Glossierungssystem für die Baum-Datenbank vor, an der seit 1999 im Rahmen des von mehreren Universitäten getragenen Projektes TIGER (TIGER Corpus. http://www.ims.uni-stuttgart.de/forschung/ressourcen/korpora/tiger.html) gearbeitet wurde und bis heute gearbeitet wird. Zweck des Projektes ist die halbautomatische morphosyntaktische Analyse eines umfangreichen Korpus deutschsprachiger Zeitungstexte. Das Glossierungssystem ist wesentlich beeinflußt von Eisenberg (1998/1999) und damit von der Integrativen Morphosyntax in der bei Eisenberg vorliegenden Form (vgl. den Link zu „annotation page“ auf der Projektseite).


4.2  Aktualität  

Was in den Protokollen des Berliner Forschungskolloquiums Integrative Sprachwissenschaft dokumentiert wird, ist die Arbeit an grundlegenden konzeptuellen Problemen, die eine Sprachsystemtheorie als Teil einer allgemeinen Sprachtheorie zu lösen hat. Die Protokolle sind einzigartig sowohl, was die Anzahl der behandelten Themen betrifft, als auch durch die Art der Dokumentation, bei der nicht nur Ergebnisse wiedergegeben werden, sondern auch ihr Zustandekommen.

In dem Herausgebertext für die Protokolle eines einzelnen Semesters wird u.a. gezeigt, welche Relevanz die Ergebnisse für die aktuelle sprachwissenschaftliche Forschung haben. Für die Integrative Sprachwissenschaft selber sind die Protokolle erst teilweise ausgewertet, und ihre Rezeption in der Sprachwissenschaft allgemein steht noch bevor.

Die in den §§ 4.1.2 bis 4.1.3 genannten Arbeiten haben sämtlich die Weiterentwicklung der Integrativen Sprachwissenschaft beeinflußt (die Arbeit von Peters indirekt, indem sie die integrative Sprechaktkonzeption stützte). Wenigstens die folgenden vier Arbeiten können als besonders relevant gelten:

i. Lieb (1993g) entwickelt einen Rahmen für die Behandlung von Sprachvariabilität, der klassifikatorisch, aber umfassend ist; er kann in Verbindung mit statistisch arbeitenden Ansätzen genutzt werden, die weniger umfassend sind.  
ii. Budde (2000a) ist weiterhin die umfassendste und detaillierteste allgemeine Theorie der Wortarten und bleibt allen Konkurrenten überlegen. (Die Veröffentlichung auf Deutsch und auf Microfiche hat allerdings eine weitergehende Rezeption bisher verhindert.)  
iii. Eisenberg (1998/1999) ist in seinen späteren, überarbeiteten Ausgaben bis heute ein Meilenstein in der grammatischen Beschreibung des Modernen Standarddeutsch.
iv. Sackmann (2000) und (2004) behandelt das Chinesische mit bedeutenden Einsichten und widerlegt insbesondere den traditionellen Glaubenssatz, Sprachen wie das Chinesische seien unzugänglich für einen Wort-und-Paradigma-Ansatz.
v. Drude (2004) wendet eine Wort-und-Paradigma-Konzeption, die Morphologie und Syntax berücksichtigt, auf die Lexikographie an und interpretiert systematisch die lexikographische Terminologie; die Arbeit konkretisiert ihren Ansatz, indem sie einen nicht-trivialen Teil eines Lexikons für das Guaraní entwickelt, für eine Sprache eines Typs, dessen lexikographische Probleme selten in Betracht gezogen werden.
vi. Das in Lieb und Drude (2000) vorgelegte Annotationsformat erwies sich zunächst als zu anspruchsvoll für die seinerzeitigen Zwecke der Sprachdokumentation. Es sollte jedoch  für die heutigen, komplexeren Dokumentationsziele neu in Erwägung gezogen werden; das Format dürfte unmittelbar hilfreich sein für Annotationsarbeiten, wie sie gegenwärtig von Autoren wie Volker Gast unternommen werden.
vii. Ebenso zeigt die Integrative Morphosyntax ihre praktische Bedeutung und theoretische Angemessenheit durch den Nutzen, den Eisenbergs Version bei Entwicklung der TIGER-Datenbank hatte.  

5.  Fünftes Entwicklungsstadium (2004 – 2013)

Anwendungen, Wortbildungstheorie


5.1  Organisation und Themen

5.1.1  Allgemeines

Frühere Teilnehmer am Berliner Kolloquium Integrative Sprachwissenschaft trafen sich auch in diesem Entwicklungssabschnitt, wenn auch unregelmäßig und ohne schriftliche Dokumentationen.

Lieb stellte weiterhin ein Organisationszentrum dar, insofern er sich für intensive Diskussionen zur Verfügung hielt bei Fragen, die bei den Arbeiten anderer Mitarbeiter in der IL auftraten. Allgemein entstanden die Arbeiten in diesem Entwicklungsstadium als Beiträge von Einzelpersonen, die immer noch eine lockere Gruppe bildeten.

Vier Themengruppen lassen sich unterscheiden:

i. Der Wort-und-Paradigma-Teil der syntaktischen Theorie wurde historisch eingeordnet, zusammengefaßt und modifiziert.
ii. Der Arbeitsschwerpunkt in diesem Entwicklungsstadium lag auf empirischen Anwendungen des integrativen Rahmens, Anwendungen von Buchlänge auf unterschiedliche Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien, unter Einschluß von Sprachdokumentation.
iii. Im Theoriebereich wurde intensiv gearbeitet an einer Alternative zu der bisherigen integrativen Behandlung von Wortbildung; als die Behandlung in dem Berliner Kolloquium diskutiert wurde (s.o. § 4.1.1), hatte sie sich als unzureichend und eher fehlkonzipiert erwiesen.  
iv. Zum Teil aufgrund der Ergebnisse bei (i) und (ii) wurden Modifikationen in den morphosyntaktischen Rahmen eingeführt oder für ihn erwogen – einschließlich von Änderungen des Wort-und-Paradigma-Modells, die über (i) hinausgehen.  

5.1.2  Einzelheiten

Zu (i)

Hierzu vergleiche man Lieb (2005), einen Essay, der auch bei späteren integrativen Arbeiten wie den gleich genannten einen Ausgangspunkt bildete. Aufgrund von Lieb (2005) läßt sich die (klassische) IL-Konzeption von Paradigmen – von der in dem Eisenberg-Zweig der Integrativen Sprachwissenschaft allerdings abgewichen wird – den Wort-und-Paradigma-Modellen von Matthews, Stump und Blevins gegenüberstellen.

Zu (ii)

Die folgenden Arbeiten wurden durchgeführt, abgeschlossen und als Buch oder in Buchform veröffentlicht:

Drude et al. (2006), Dokumentation des Awetí (s.o. § 4.1.4)

Nolda (2007a), zum Deutschen (Schnittstelle Syntax/Semantik, Satzsemantik)

Lieb (2008), zum Deutschen und Französischen (kontrastive Phonologie)

Friedrich (2009), zum Russischen (Satzsemantik)

Hla Myat Thway (2010), Dokumentation des Yinchia (Phonologie, etwas Morphologie und  Syntax)

Su (2011), zum Chinesischen (Mandarin) (Phonologie, Syntax, Wort- und Satzsemantik)

Viguier (2013), zum Französischen (Schnittstelle Syntax/Semantik, Satzsemantik)

Eisenberg (2013) , Grammatik des Modernen Standarddeutsch (4. Aufl.)

Ferner wurde eine Dissertation zum Burmesischen abgeschlossen (Schnittstelle Syn-tax/Semantik, unveröffentlicht).

Hinzu kommen zwei Sammelwerke: 

Sackmann (2008b) (hierin u.a. Lieb 2008)

Nolda und Teuber (2011) (IL-Arbeiten und Aufsätze mit einer vergleichbaren Orientierung)

Zu Sackmann (2004), zum Chinesischen,  und Drude (2004), zum Guaraní, sowie Eisenberg   (2013), s.o. § 4.1.

Für Arbeiten geringeren Umfangs vergleiche man die Gesamtbibliographie auf der vorliegenden Homepage.   

Zu (iii)

Die Arbeit im Berliner Kolloquium Integrative Sprachwissenschaft führte im Jahre 2002 zu einer grundlegenden Änderung in der integrativen Konzeption von Wortbildung (vgl. Teil XVI bis XVIII von Lieb ed. 2017, s.o. § 4.1.1 – die Änderungen betreffen nicht den Eisenberg-Zweig der IL): Von einer Item-and-Arrangement-Konzeption erfolgte der Übergang zu einem (nicht-generativen) Item-and-Process-Ansatz. Hiervon ausgehend entwickelten Lieb und anschließend Nolda (über den Fünften Entwicklungsabschnitt hinaus) jeder eine eigene Theorie der Wortbildung; diese Theorien sind eng verwandt:

Nolda (2012/2013) ist eine Habilitationsschrift, die in integrativem Rahmen eine allgemeine, formal entwickelte Wortbildungstheorie vom Item-and-Process-Typ darstellt, ausgehend von Konversion im Deutschen, die auch als Beispiel dient.

Lieb (2013) umreißt eine allgemeine Wortbildungstheorie auf Item-and-Process-Basis mit einer formalen Konzeption von Prozessen, die auch Flexionsprozesse einschließt, und erläutert die Theorie hauptsächlich an Beispielen aus dem Englischen.  

Nolda hat zusätzlich ein Komputerprogramm entwickelt, mit dem er seine Wortbildungstheorie implementiert:

PPR : System for Processing formation Patterns and Restrictions

http://andreas.nolda.org/index.php/software#ppr

Zu (iv)

Am wichtigsten sind einerseits die Modifikationen bei den syntaktischen Funktionen und ihren Typen, die in Lieb (2011a) eingeführt oder erwogen werden, und andererseits die – bereits im Fünften Entwicklungsabschnitt ins Auge gefaßten – Änderungen, die bei der Wort-und-Paradigma-Konzeption in Lieb (2005) erforderlich werden, sobald der neue Wortbildungsansatz auf die Flexion ausgedehnt wird.


5.2  Aktualität

Das Wort-und-Paradigma-Modell, das in Lieb (2005) dargestellt wird, hat sich in den eben genannten Anwendungen bewährt und ist unabhängig von Interesse als einziges Wort-und-Paradigma-Modell, das in Morphologie und Syntax mit einem reinen Item-and-Arrangement-Ansatz einhergeht. Der allgemeine Wert des Modells bleibt auch dann bestehen, wenn es mit einem Item-and-Process-Ansatz für die Flexion verbunden und entsprechend angepaßt wird.

Die Arbeiten zu einzelnen Sprachen, die z.T. nicht miteinander verwandt sind und unterschiedliche Sprachtypen repräsentieren, zeigen die Brauchbarkeit der Integrativen Sprachwissenschaft als Grundlage für Sprachbeschreibungen und liefern unabhängig davon signifikante Ergebnisse für ihr jeweiliges Thema. Um nur ein Beispiel zu nennen: Viguier (2013) ist die detaillierteste, am weitesten ausformulierte und umfassendste Darstellung, die bisher für das Tempus-Aspekt-Modus-System irgendeiner Sprache existiert.    

Schon in ihren Anfängen während des Fünften Entwicklungsabschnitts wurde die Relevanz der Wortbildungstheorien erkennbar: Sie stellen Probleme in den Mittelpunkt, denen auch gegenwärtig besondere Aufmerksamkeit gilt, wie die Erfassung ‚syntaktischer‘ Wortbildung. Die Theorien bilden einen einheitlichen Rahmen für die Behandlung beliebiger Wortbildungsphänomene.

Auch ältere integrative Behandlungen von Wortbildung erwiesen sich als einflußreich. Dies gilt etwa für den wichtigen Begriff der Wortbildungs-Stammform (spezielle Stammform zur Verwendung in Wortbildungsprozessen). Ursprünglich von Lieb in die Integrative Linguistik eingeführt und immer noch essentiell in Noldas aktueller Wortbildungstheorie – jedoch nunmehr verworfen von Lieb – hat sich der Begriff in der deutschen Wortbildungsliteratur zunehmend eingebürgert (weitgehend unter dem Einfluß von Arbeiten von Eisenberg und Nanna Fuhrhop), etwa bei Fleischer und Barz (2012) oder in der Computerlinguistik in dem Lexikonprojekt IMSLex:  

http://www.ims.uni-stuttgart.de/forschung/ressourcen/lexika/IMSLex.html


6.  Sechster Entwicklungsabschnitt (2014 – 2018, Ende offen)

Fortführung und Ausblick


6.1  Organisation und Themen

Dissertationen im Rahmen der Integrativen Sprachwissenschaft sind weiterhin im Entstehen, und offene Probleme werden weiter bearbeitet. Am aktivsten in diesem Enwicklungsabschnitt sind bisher Lieb, Viguier, Nolda und Budde, mit Arbeiten zu unterschiedlichen Themen; im einzelnen vergleiche man hierzu die allgemeine Bibliographie auf der vorliegenden Hompage oder jeweils die autorenspezifische Homepage. Bei Budde hat sich als weiterer Schwerpunkt die Beschäftigung mit Spracherwerbsfragen ergeben, und Nolda hat seinen computerlinguistischen Arbeiten hinzugefügt ein Computerprogramm zur halbautomatischen Glossierung von Lernertexten nach unterschiedlichen Gesichtspunkten.

Viguier organisierte 2014 an der Sorbonne Nouvelle eine Tagung (“Formation lexicale et flexion dans les approches ‘Mots et Paradigmes’ ”), bei der die integrative Behandlung von Wortbildung und Flexion mit ihrer Behandlung in anderen sprachwissenschaftlichen Ansätzen konfrontiert wurde.

Neue IL-Publikationen haben sich aus Konferenzbeiträgen ergeben, insbesondere Lieb (2018) über Fragen der Sprachbeschreibung und Nolda (2018), eine Anwendung und Dokumentation von Noldas Wortbildungstheorie; sie gehen beide auf Beiträge zu einer Konferenz über ‚sprachwissenschaftlichen Realismus‘ zurück (Universität Braunschweig, 2015). In seinem Beitrag zu der Typologie-Arbeitsgruppe bei der 50. Jahrestagung der Societas Linguistica Europaea (Zürich, 2017) kritisiert Lieb scharf die bekannte Konzeption Haspelmaths von ‚comparative concepts‘ gegenüber ‚descriptive categories‘; die Veröffentlichung von Arbeitsgruppen-Beiträgen darf erwartet werden. Die genannten Arbeiten von Lieb stellen eine Rückkehr zu Themen dar, die im Zweiten Entwicklungsabschnitt prominent behandelt wurden (s.o. § 2.1).

Eine Hauptleistung im Sechsten Entwicklungsabschnitt ist die Veröffentlichung - im Umfang von fast zweitausend Seiten – der Reihe Linguistic research in progress: The Berlin Research Colloquium on Integrational Linguistics 1992–2003, Proceedings (Parts I to XXII) (Lieb ed. 2017); s.o. § 4.1.1.

Die Integrative Sprachwissenschaft ist aufs neue in sprachwissenschaftlichen Enzyklopädien oder Wörterbüchern repräsentiert worden, bezüglich der Sprachwissenschaft des Chinesischen in Su (2017) und mit syntaktischen Schlüsselbegriffen in Schierholz und Wiegand (2012–) durch Beiträge von Nolda, 2014 und 2016.  


6.2 Aktualität

Der Sechste Entwicklungsabschnitt ist noch nicht abgeschlossen. Die bisherigen Veröffentlichungen in diesem Abschnitt sind noch zu neu, als daß ihre Bedeutung und Wirkung abschließend beurteilt werden könnten. Immerhin bietet sich Lieb ed. (2017) auf Jahre hinaus als ein bedeutsamer Bezugspunkt an nicht nur für die Integrative Sprachwissenschaft, sondern allgemeiner für alle Sprachwissenschaftler, die ernsthaft an der Entwicklung einer allgemeinen Sprachtheorie interessiert sind. Ebenso stellt Lieb (2018) eine ernste Herausforderung dar für aktuelle Formen der Grammatikschreibung: Der Essay argumentiert erstens für die Bedeutung von allgemeinen Sprachtheorien für die Formulierung von Grammatiken, zweitens für den Primat, in bestimmter Hinsicht, von informellen Grammatiken und drittens für die Wahl einer axiomatischen Form bei formalen Grammatiken.

Ebenso stellen die Arbeiten von Lieb und Nolda zu Wortbildung und Flexion eine Herausforderung dar für etablierte und aktuelle Ansätze auf diesem Gebiet.

Es zeugt von der Anerkennung und dem andauernden Einfluß der Integrativen Sprachwissenschaft, daß sie oder ihre Schlüsselbegriffe in neueren sprachwissenschaftlichen Enzyklopädien oder Wörterbüchern weiterhin vertreten sind. Dasselbe gilt für die Rolle der Integrativen Sprachwissenschaft als Teil des theoretischen Hintergrunds in der monumentalen, 2000-seitigen Arbeit Gunkel et al. (2017), einer der umfassendsten Untersuchungen auf dem Gebiet der komparativen Morphosyntax, die jemals vorgelegt wurden.  


6.3  Ausblick

Die Arbeit im Rahmen der Integrativen Sprachwissenschaft geht weiter. Was jedoch fehlt, ist eine Einführung in diesen Ansatz in Buchform, und noch immer fehlt auch die Veröffentlichung der Folgebände zu Lieb (1983b). Diese wird jedoch gegenwärtig in Angriff genommen (vgl. Lieb ed. 2017: Teil I, xvii). Die Bände charakterisieren den integrativen Ansatz vom heutigen Standpunkt aus und machen wesentliche Texte zu Grundlagen und Entwicklung neu verfügbar.

Literaturverzeichnis

(Soweit möglich erscheinen die Titel wie in der Gesamtbibliographie, die Teil der Homepage ist; diese sollte für einen Gesamtüberblick über die Literatur der Integrativen Linguistik herangezogen werden. * = kein IL-Titel. (*) = IL-beeinflußt.)

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